Saarbrücken. Die Obdachlosenhilfe in der Landeshauptstadt ist für den Winter gerüstet, sagt die Oberbürgermeisterin. Von Martin Rolshausen

„Kaffee, Tee, Kakao ausschenken, Brote und belegte Brötchen verteilen und auch mal mit dem einen oder anderen ein nettes Gespräch führen.“ So beschreibt Petra Therre, was sie und die anderen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer von Ingos kleiner Kältehilfe jeden Abend ab etwa 21 Uhr vor der Europagalerie am Hauptbahnhof tun. Es ist der zweite Winter, in dem die Gruppe unermüdlich im Einsatz ist.

Diese private Initiative ist Teil eines Netzwerks, das in diesen Tagen seine Tragfähigkeit wieder unter Beweis stellen wird.

„Niemand muss draußen schlafen und sich der Kälte und damit unkalkulierbaren Gefahren aussetzen“, verspricht Oberbürgermeisterin Charlotte Britz. Durch den regelmäßigen Kontakt der Streetworker mit den Wohnungslosen geht die Stadtverwaltung von durchschnittlich rund 25 Personen aus, die ihr Leben überwiegend im Freien verbringen. Häufig liege „bei ihnen ein Zusammenspiel aus mehreren Faktoren wie Suchterkrankungen und psychischen Problemen vor“. Es sei in der Regel nicht möglich und auch nicht gewünscht, sie gegen ihren Willen unterzubringen, „denn ihre Persönlichkeitsrechte sollen respektiert werden“.

Das Netzwerk verfolge daher „die bewährte Doppelstrategie“: Menschen auf der Straße helfen und das Angebot machen, stundenweise oder für die Nacht ins Warme zu kommen. Die Stadtverwaltung spricht von einem „engmaschigen Netz, das es ermöglicht, auf den konkreten Einzelfall zu reagieren“.

Das städtische Sozialamt berät und hilft „Menschen mit besonderen sozialen Schwierigkeiten“, wie es im Amtsdeutsch heißt, an. Um Obdachlosigkeit zu vermeiden, versucht die Stadt im Vorfeld von Räumungsklagen das Schlimmste zu verhindern.  Die Stadtverwaltung betreibt eine Anlaufstelle für dringend Wohnungssuchende, wickelt Heimkosten ab und hat eigene Streetworker. Sie bezuschusst außerdem Projekte, bei denen sich die Wohnungslosen bei einem Essen aufwärmen können.

„Angesichts eines angespannten Wohnungsmarkts im preisgünstigen Bereich, gibt es kaum kleine und bezahlbare Wohnungen, auf die die Ortspolizeibehörde bei Bedarf zurückgreifen kann. Bislang konnte sie jedoch allen gefährdeten Menschen helfen“, teilt die Stadtverwaltung mit.

Daneben betreibt die Stadt in Kooperation mit der Arbeiterwohlfahrt  eine Notwohnung. Die Belegung wechselt täglich. Vor allem Männer nutzen die Notwohnung häufig. Im Dezember 2016 haben hier 51 Personen schnell Hilfe gefunden. Insgesamt gab es im letzten Jahr 835 Übernachtungen. In den drei ersten Quartalen 2017 wurden bisher 500 Übernachtungen gezählt. Die Wohnheime sind in der Regel voll besetzt.

Quelle: SZ vom 1.12.2017