Saarbrücken. Ehrenamtler Ingo Wilke will Menschen durch eine kleine Erfrischung gesund
durch heiße Tage bringen.

Wasser ist unser Lebenselexir, doch wer trinkt schon regelmäßig? Erwachsene sollten täglich etwa
anderthalb Liter Wasser zu sich nehmen, empfiehlt die Bundesärztekammer. Bei hochsommerlichen
Temperaturen sollte es sogar deutlich mehr sein. Praktisch, wenn man da in der Saarbrücker Bahnhofstraße einen Becher kühles Nass gereicht bekommt.

„Mir macht es Spaß, Wasser an die Menschen zu verteilen“, sagt Ingo Wilke. Der 65-Jährige Ehrenamtler versorgt durstige Saarbrücker nun schon im zweiten Jahr mit kostenlosem Wasser. An besonders heißen Tagen, wenn die Temperaturen über 26 Grad Celsius klettern, richtet Wilke gemeinsam mit anderen Freiwilligen am Brunnen in der Bahnhofstraße einen „Water-Point“ ein. Wer Durst hat, der kann hier zwischen 14 und 20 Uhr, an sechs Tagen in der Woche, trinken.

Auf die Idee für die Trinkstelle kam Wilke vergangenes Jahr, als er am Hauptbahnhof einige Notarzteinsätze beobachtet hatte. Dort mussten Menschen behandelt werden, weil sie zu wenig getrunken hatten. Einen Notarzt hörte Ingo Wilke sagen, dass ein Glas Wasser diesen Einsatz hätte verhindern können. Das hat den engagierten Rentner nicht mehr losgelassen. Heute verteilt er mit anderen Ehrenamtlichen 60 bis 70 Liter Wasser pro Tag. Im Vergleich dazu waren es im vergangenen Jahr nur etwa 35 Liter pro Tag. Man kennt den Mann mit dem Wasser nun schon. „Die Leute reagieren sehr positiv auf uns“, sagt Wilke. Dabei falle auch mal der ein oder andere Spruch, wie „da müsst ihr schon Champagner ausschenken, damit ich das trinke“. Ingo Wilke lässt sich davon aber nicht abhalten, auch weiterhin Passanten in der Fußgängerzone anzusprechen. Beim Roten Kreuz hat er sich einen Behälter besorgt, in dem man Wasser professionell und den Hygienevorschriften entsprechend kühlen und ausschenken kann. Abgesegnet ist das Projekt natürlich auch von Ordnungs- und Gesundheitsamt. Und das Restaurant „Nordsee“ unterstützt die Hilfsaktion
ebenfalls, dort können Wasservorräte gekühlt werden. Einzig ein Banner, das auf den „Water-Point“
aufmerksam macht, fehlt den Helfern noch. „Das wurde letztes Jahr gestohlen“, erklärt Wilke.

Mit zielgerichteter Hilfe kennt sich der 65-Jährige bereits aus. Im vergangenen Winter hat er sich gemeinsam mit anderen Helfern im Kältebus um Obdachlose gekümmert. Menschen die auf der Straße leben, bekommen dort Essen und Trinken. Außerdem hat er „Ingos kleine Kältehilfe Saarbrücken“ gegründet, eine Privatinitiative, die Bedürftigen und Obdachlosen im Winter hilft. Der frühere Logistiker weiß, wie man Lebensmittel verteilt. Er arbeitet auch bei einem Projekt mit, das Essen an Senioren liefert, die von Altersarmut betroffen sind. Im Herbst möchte der 65-Jährige außerdem ein Café eröffnen, das Einheimische und Flüchtlinge zusammenbringen soll. Dort können Migranten hierzulande kaum bekannte Handwerke, beispielsweise in der Lederverarbeitung und Schmiedekunst, in Form von Workshops vorstellen.

Quelle: SZ vom 20. Juli 2017